© Atelier Osterholz, Bremen

 Die Bremer Schaffermahlzeit
(Tradition seit 1545)

Im Laufe von fünf Jahrhunderten ist die auch heute nach nahezu unveränderten Regeln zelebrierte Schaffermahlzeit zu einem der bedeutendsten gesellschaftlichen Ereignisse Deutschlands geworden und Ziel von Wirtschaftsführern aller Welt. Historischer Zweck der traditionsreichen Veranstaltung ist die Sammlung von Spenden für die Bremer Stiftung "Haus Seefahrt", die seit fast einem halben Jahrtausend altgediente Seefahrer und deren Angehörige finanziell unterstützt. Darüber hinaus dieses in ganz Deutschland einmalige, festliche Essen Gelegenheit zum hochkarätigen Austausch zwischen Handel, Schiffahrt, Industrie und Politik. Ursprünglich war die Schaffermahlzeit eine letzte Lagebesprechung, verbunden mit einem Abschiedsessen, zu dem sich Schiffer, Schiffseigner und Kaufleute trafen, bevor es im Frühjahr nach der Eisschmelze wieder auf große Fahrt ging. Im Laufe der Jahre wurde es üblich, auch Auswärtige einzuladen, die - in Geschäften unterwegs - sich in Bremer Herbergen einquartiert hatten. So entwickelte sich aus dem Schaffermahl ein Freundschaftsessen für Kapitäne und Bremer Kaufleute, deren Gäste und auswärtige Geschäftspartner.
 


silberne Hansekogge / © Atelier Osterholz

Die noble Tradition und der soziale Zweck des Essens, nämlich die finanzielle Unterstützung altgedienter Seefahrer, sind seit Jahrhunderten unverändert geblieben. Die Sammlung geht in die Stiftung "Haus Seefahrt", die wahrscheinlich älteste, bis heute bestehende soziale und konfessionell unabhängige Stiftung der Welt. Sie unterhält an der Lesum bei Bremen den "Seefahrtshof", eine Wohnanlage mit mehreren Häusern, wo derzeit rund fünfzig Menschen, vorwiegend ehemalige Kapitäne der Handelsmarine oder deren Witwen, leben. An diesem ältesten Brudermahl der Welt nehmen 100 kaufmännische Mitglieder und 100 seemännische Mitglieder von Haus Seefahrt sowie etwa 100 auswärtige Gäste - Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Kirche, Wissenschaft und Kultur - teil, die gemäss dem überlieferten Reglement nur ein einziges Mal in ihrem Leben dabei sein können.

Jedes Jahr wird die Schaffermahlzeit von drei gewählten kaufmännischen Schaffern ausgerichtet:

 

Während der Schaffermahlzeit halten die jeweils gewählten Schaffer sieben der insgesamt zwölf Reden, in denen sie unter anderem auf Handel, Schifffahrt und Industrie und auf die Bedeutung des Standortes Bremen eingehen sowie, nach alter Tradition, Bundespräsident und Vaterland würdigen und auf Bremen und seinen Senat sprechen.

Würdige Regularien bestimmen das Ritual an der festlichen Tafel und das Menü hat eine in seit Jahrhunderten unumstößliche Reihenfolge: In sechs Gängen genießen die Teilnehmer einfache bremische Seemannskost von Bremer Hühnersuppe, über Stockfisch bis hin zu Braunem Kohl und Rigaer Butt. Die traditionelle Menüreihenfolge lautet wie folgt: 
 

1. Gang 

Bremer Hühnersuppe

2. Gang

Seefahrtsbier

3. Gang

Stockfisch, Senfsauce, Salzkartoffeln

4. Gang

Braunkohl, Pinkel, Rauchfleisch, Maronen, Bratkartoffeln

5. Gang

Kalbsbraten, Selleriesalat, Katharinenpflaumen, gedämpfte Äpfel

6. Gang

Rigaer Butt, Sardellen, Wurst, Zunge, Chester- und Rahmkäse, Fruchtkorb

 

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